Ein insgesamt herausforderndes Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Motiviert durch Programmbeauftragungen der Streamer und der kontinuierlichen Erweiterung linearer Anbieter im Mediathekenangebot investierten Produktionsunternehmen mutig weiter in Entwicklungen und Dienstleister nachhaltiger und innovativer Technologien. Die schwachen Finanzierungsbeiträge für Spielfilmprojekte und im internationalen Vergleich sperrige, aus der Zeit gefallene Förderprogramme konnten im Gesamtvolumen verschmerzt werden. Pandemie und Krieg in Europa hatten die Agilität erhöht, teilweise durch großzügigere Personalstrukturen. Gleichzeitig sorgt der massive Einbruch in so vielen Bereichen nun für existenzielle Ängste in der Branche. Völlig überflüssig erzeugt eine scheinbar unberechenbare Bundespolitik zusätzliche Verunsicherung mit internationaler Strahlkraft. Jede Krise trägt mit neuen Erkenntnissen auch die Chance für Resilienz. Nach vorne blickend, wenden wir uns noch einmal den filmwirtschaftlichen Ereignissen der vergangenen Monate zu.
Der Klimawandel als gesamtgesellschaftliches Thema mit den Konsequenzen für Produktionsalltag und letztlich den Vorschriften für unternehmerische Nachhaltigkeit sorgten für zahlreiche Impulse, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken werden. Die Selbstverpflichtung zu grünem Drehen unter dem Label green motion definierte bundeweit einheitliche ökologische Standards, der Green Tec Day des VTFF (Verband technischer Betriebe für Film & Fernsehen) anlässlich der Berlinale und das ESGRC-Programm von International Film Partners mit Dienstleistungs- und Workshopangeboten zur Erfüllung der Vorgaben für nichtfinanzielle Berichtspflichten aus der europäischen CSRD-Richtlinie und dem deutschen Lieferkettengesetz.
Mit ChatGPT eroberte Künstliche Intelligenz Beachtung in der breiten Bevölkerung. Die Auswirkungen auf die Kreativwirtschaft werden erheblich sein. Beim 25. Forum Filmwirtschaft im Rahmen der Münchner Medientage präsentierten unsere Solution Partner gemeinsam mit Ensider den aktuellen Anwendungsstand in der Branche. Der praktische Nutzen von Technologie in der Praxis zeigte erneut adag, mit dem digitalen Arbeitsvertrag und weiteren digitalen Tools zur Personalabrechnung und Komparsenbetreuung.
Während die Kinos dieses Jahr beachtenswerte Filme mit großem Erfolg auf der großen Leinwand zeigten, strukturierten Abrufdienste wie lineare Sender im Wettbewerbsdruck zueinander Programmangebote neu. OneGate Media hat das Angebot mit 400 zusätzlichen Titeln erweitert und präsentiert sich damit als starker Partner auf dem internationalen Parkett. Auch Optical Art war erneut an einer Reihe erfolgreicher Kinofilme beteiligt. Insgesamt litt die Branche sicherlich unter den gleichzeitigen Sondereffekten des US-amerikanischen Streiks einerseits und einem schwachen Kinoproduktionsjahr andererseits. Durch die Reduktion der Auftragsproduktionen bei Fernsehen und Streaming wurden signifikant weniger Projekte realisiert, was insbesondere Unternehmen mit hohen Fixkosten vor substantielle Herausforderungen stellte. Durch die Absenz von Nachrichten zur Filmwirtschaft in Deutschland können Führungskräfte nur eingeschränkt angemessen reagieren. Bei Ensider bieten wir ab Januar deshalb auch Informationen zu Transaktionen, Führungswechsel und Insolvenzen.
Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Förderung führte durch die massiven Umsatzeinbrüche zu einer Diskussion mit großen Versprechen der Politik, die es jetzt zeitnah einzulösen gilt. Deutsche Produktionen flüchten zu Dreharbeiten ins benachbarte Ausland und Dienstleister folgen. Der Know-how- und Wertschöpfungsabfluss wird den Standort immer stärker unter Druck setzen. Ludwig Kamera betreibt als einer der führenden Anbieter für Equipment-Rental inzwischen auch Standorte in Warschau und Budapest. Der Dokumentarfilm-Oscar-Preisträger „Navalny“ wurde hingegen im Südwesten Deutschlands gedreht, in den Black Forest Studios. Moderne Produktionsinfrastruktur und smarte Serviceproduktionsleistungen bieten auch die Penzing Studios sehr erfolgreich auf dem internationalen Markt an. Dort werden Förderungen und internationale Top-Talente wettbewerbsstark kombiniert, um die umfangreichen Studiokapazitäten erfolgreich zu platzieren. Auch in diesem Jahr muss Italien als attraktiver Drehort erwähnt werden, wo Cattleya sehr erfolgreich eine große Anzahl an Produktionen realisieren konnte.
Ein wichtiges Thema ist nach wie vor das Thema Fachkräfte und Talente.
Beim Filmfest München konnten wir mit dem Talent Summit erneut wichtige Spezialist*innen für ein größeres Publikum zusammenbringen. Mit dem Master für Film und digitale Medien bietet übrigens die Münchner Filmwerkstatt ein interessantes, neues Angebot – gerade auch für Mitarbeitende am Set, in der Redaktion oder der Programmplanung.
Netzwerken wird wieder wichtiger, analog und digital. Eine belastbare Community für Entscheider*innen der Kreativwirtschaft wächst in unserer Gruppe bei LinkedIn! Wir freuen uns über dein Interesse.
Dein Ensider:Team
(Autor: Markus Vogelbacher, Bild: Ensider 2023)