Die Anzahl und das Volumen weltweiter Unternehmenstransaktionen sind auf einem neuen Tiefststand. Die Börsen zeigen anhaltende Seitwärtsbewegungen. Große Beratungs- und Investitionshäuser berichten von immer kleiner werdenden Ticketgrößen (Volumen der jeweiligen Transaktion) und von der Akzeptanz höherer und steigender Risiken. Tradierte Bewertungsmodelle werden immer häufiger in Frage gestellt. Dramatisch für das Großkapital – und eine Chance für den Mittelstand, auch in der deutschen Kreativwirtschaft. Nachhaltigkeit und Impact-Investments stehen bei den Suchkriterien weit oben auf der Liste. Beides lässt sich in der Kreativwirtschaft oftmals gut abbilden.
Als Mitglied im Bundesverband Mergers & Acquisitions mit zahlreichen eigenen Direktinvestitionen haben International Film Partners unterschiedliche Unternehmen beim Verkauf begleitet. Beim Summit des Bundesverbandes präsentierten Expertinnen und Experten die aktuellen Herausforderungen und Trends bei der Übernahme von Unternehmen, beim Verkauf von Anteilen und Zusammenschlüssen. Nachfolgend finden sich einige Eindrücke und die daraus abzuleitenden Auswirkungen auf die Kreativwirtschaft.
Der Investitions-Trend geht weg von Wegwerfprodukten und hin zur Zirkulationswirtschaft. In der Kreativwirtschaft bedeutet das: weniger Auftragsproduktionen und mehr Lizenzverwertungen auf unterschiedlichen Plattformen sowie in verschiedenster Form desselben Inhalts. Das ist deshalb eine fundamentale Änderung, weil Bewertungen und damit auch die Attraktivität eines Unternehmens vom Cash-Flow bestimmt wurden. Auftragsproduzenten stechen naturgemäß die Eigenproduktionen bei diesem Punkt oftmals aus. Ganz grob gesagt wurde früher primär auf eine positive Ausgewogenheit der ein- und ausgehenden Zahlungsströme geachtet. Innerhalb des jeweiligen Geschäftsmodells sollten dann im Vergleich mit Standards oder Vergleichsunternehmen möglichst optimale Nachhaltigkeitswerte erreicht werden. Heute liegt der Fokus zuerst auf dem Geschäftsmodell und dessen Nachhaltigkeit.
Zirkularität ist der (Aus-)Weg aus der kapitalistischen Sackgasse und dem Widerspruch von Wachstum versus Ressourcenschonung. Wenn Produkte nicht mehr originär vereinnahmt werden, sondern dessen Zweck mehreren Nutzern zur Verfügung gestellt wird, herrscht das Prinzip „nutzen statt haben“: Ein Auto steht die überwiegende Zeit ungenutzt parkend, anstatt den eigentlichen Zweck der Fortbewegung zu erfüllen. Mit geteilter Autonutzung kann die Effizienz verzigfacht werden. Viele neue Geschäftsmodelle basieren auf der Idee, den Zweck als Dienstleistung anzubieten, anstatt das Produkt für die Zweckerreichung zu verkaufen.
„… as a service” ist das Erkennungszeichen solcher Geschäftsmodelle. Die daraus abgeleiteten Abo-Modelle überschwemmten zunächst den Konsumermarkt. Heute findet sich dieses erweiterte Dienstleistungsangebot auch immer mehr im B2B-Geschäft. Computerinfrastruktur wird nicht mehr gekauft, sondern ein IT-Arbeitsplatz gemietet. Inzwischen wird sogar Dienstleistung, also „service“ als „as a service“ Modell angeboten. Immer dann, wenn die Dienstleistung früher exklusiv und damit ungenutzte Restwerte angeboten wurden, ergibt sich aus dem zirkulativen Ansatz neues Effizienzpotenzial.
Der Kapitalmarkt hat mit der Klassifizierung ESG (Environment, Social, Governance) bereits einen Maßstab zur Einteilung von Investitionszielen geschaffen. Nur die Angebote, die nachhaltig, sozial und fair sind, werden prioritär bei Investitionen berücksichtigt. Unternehmen kommen dann schneller, einfacher und günstiger an Finanzierungsmittel. Beim Verkauf von Unternehmensanteilen oder auch ganzen Unternehmen haben die oben genannten Effekte eine direkte Auswirkung auf den Kaufpreis.
Spannendes Thema für alle, die über eine Nachfolge oder einen Unternehmensverkauf nachdenken.
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(Bild: IFP Entertainment GmbH)