Entertainment-Tec wird durch die neuen KI-Angebote heiß diskutiert. Im digitalen Raum scheinen die Gesetze aus der analogen Welt nicht mehr zu gelten. „Wem gehört eigentlich was?“ ist deutlich schwieriger zu beantworten. Vielleicht verzögern sich deshalb Abwehrverhalten und Vorsicht. Schließlich möchte man ja auf keinen Fall der Verhinderer, der ewig Gestrige sein. Bei einigen Themen gibt es noch gar keinen gesellschaftlichen Konsens, auf dessen Basis eine Gesetzgebung angepasst werden könnte. Datenverwaltung durch Dienstleister und Erzeugung von Inhalten durch Kreative sind die beiden Hauptthemen, die derzeit auf Panels und Workshops heiß diskutiert werden. Wir geben einen kurzen Überblick.
Wenn das autonome Auto einem Fußgänger ausweicht und dabei einen anderen verletzt: Wer hat dann Schuld? In komplexen Systemen spielen starre Kaskaden-Algorithmen längst die zweite Geige hinter datengetriebenen Entscheidungsfindungen. „Den“ Programmierer gibt es deshalb nicht mehr. Ein wichtiges Thema rund um selbstfahrende Autos, aber auch bei der Erstellung kreativer Werke: Wenn das Drehbuch künftig von der KI erzeugt wird, wer ist dann Urheber*in – und wo ist die Grenze zu einfachen Unterstützungsprogrammen, die seit Jahren etabliert zum Einsatz kommen?
In der kreativen Welt spielen Brainstorming, User Stories bzw. das Walt-Disney-System oder psychologische Aufstellung eine wichtige Rolle. Für alle analogen Prozesse existieren bereits digitale Tools, die die Anwendung der Lösungsideen-Findung erleichtern. Ist ChatGPT einfach nur die logische Weiterentwicklung solcher Helferlein? Und ab wann übernimmt die eigentliche, kreative Leistung mehrheitlich der Computer? Die schöne, neue Gameshow-Idee oder das Pitchbook für die innovative Serie wäre niemals dem digitalen Hirn entsprungen, hätte nicht vorher der oder die (eigentlich kreative) Anwender*in eine besonders schöpferische Eingabe getätigt. Oder liegt der Fokus weniger auf intelligent und kreativ, sondern eher auf dem Ergebnis? Stellt die Redaktion dem Writers-Room die Fragen, Anregungen und Thesen, sind dennoch Autorinnen und Autoren die Urheber – unabhängig von den „Eingabedaten“. Oder vielleicht doch nicht?
Während der Pandemie haben sich Initiativen für Apps und Plattformen vervielfacht. Sie bieten Lösungen am Set und unterstützen Stab und Cast mit allerlei praktischen Automationen oder Hilfestellungen. Glaubt man Daten gut geschützt – schließlich sind wir alle von der DSGVO leidgeprüft – zeichnet die harte Realität ein anderes Bild: Durch die zentrale Verwaltung ganz unterschiedlicher Prozesse entsteht, vielleicht ungewollt oder zumindest unbeachtet, eine neue Wertschöpfungsmöglichkeit für Daten.
Werden personenbezogene Daten zu einem (Auftrags-)Datenverarbeiter übermittelt, darf dieser diese Daten nicht für andere Zwecke nutzen. Denn: Es sind gar nicht seine Daten, sie sind lediglich zur Erfüllung der Auftragsarbeit entliehen. Bündelt ein Service unterschiedliche Lösungen für verschiedene Partner der Prozesskette, wird die rechtliche Zuordnung unübersichtlich. Und spätestens wenn die Ursprungsperson, um deren Daten es schließlich geht, mit der App/Plattform eine direkte Vereinbarung schließt, besteht die Gefahr der Piraterie. Dies mag zunächst vom App-Anbieter gar nicht die Intention gewesen sein und ergibt sich vielleicht einfach nur als logische Weiterentwicklung: Wenn im digital optimierten Prozess eine Partei entfällt, wird der Ablauf schlanker, einfacher, schneller und günstiger. Vor allem auch deshalb, weil eine Wertschöpfungsstufe entfällt.
Betroffen sein werden hier insbesondere die „Vermittler“, die ihre eigene Leistung für unersetzbar halten. Anforderungen zu prüfen, zu hinterfragen, mit den Marktgegebenheiten abzugleichen, den gegenseitigen Kontakt herzustellen, die Geschäftsverbindung zu moderieren und alle wichtigen, operativen Daten auch an alle Beteiligten zu übermitteln, bedarf hoher kommunikativer und fachlicher Kompetenz. Im digitalen Zeitalter sind es genau diese Prozesse, die immer öfter ersetzt werden. Die Gefahr sind dabei weniger die globalen Player, sondern die vielen kleinen, innovativen Lösungen. In USA und Asien kann man das Aussterben der Vertriebe, Agenturen und Vermittler beobachten. Für die Wettbewerbsfähigkeit sind die neuen Tools unersetzbar. Wir als Branche werden einen gemeinsamen Weg finden müssen, um durch Achtsamkeit und Respekt allen Beteiligten gerecht zu werden.
Dein Ensider:Team
(Autor: Markus Vogelbacher)
(Bild: Tumisu | Pixabay)