Gerade Führungskräfte können oftmals entscheiden, ob sie Situationen ertragen oder ändern. Ein „ich muss“ heißt oftmals „ich entscheide mich für“ und ein „ich kann nicht“ meint eigentlich „ich verbiete mir das“. Halten sich Entscheidungsfreiraum und regulatorische Rahmenbedingungen die Waage, führt die erfahrene Effektivität des eigenen Handelns zu Zufriedenheit und Selbstbestätigung. Während sich Unternehmen und andere Wirtschaftsräume während und nach Corona weiterentwickelten, hinkt der Staat bei der Digitalisierung hinterher. Schlimmer noch: bürokratische Anforderungen verschlingen Energie, Ressourcen, Motivation und letztlich Wertschöpfung, die kleine und mittlere Unternehmen kaum meistern können. Inzwischen ist bei Topentscheidern die Stimmung von Verzweiflung auf Verbitterung umgeschlagen. Ein optimales Klima für Demokratiefeinde und Katastrophen-Stimmungsmache. Lass uns das ändern!
Filmförderungen sind und waren in Deutschland von jeher auch mit vielen bürokratischen Anforderungen verbunden. „Geschenktes“ Geld aus Steuermitteln soll schließlich so sorgsam wie möglich für den besten Zweck eingesetzt werden. Trotz vielfältiger Förderprogramme, unterschiedlichster politischer Konstellationen in den Bundesländern und variierender, regierungsstrategischer Ziele auf Bundesebene hat sich das Angebot stetig weiterentwickelt. Verfahren wurden vereinfacht oder verkürzt, wo es praxisbedingt angebracht war. Ein erneut angepasstes Maßnahmenpaket auf Bundesebene wird die Situation weiter verbessern. Das ist auch deshalb so erstaunlich, weil sehr viele unterschiedliche Stakeholder ihre jeweiligen Interessen und Standpunkte über diverse Verbände und Gremien einbringen.
Warum tut sich die Bundesregierung mit dem Abbau von Bürokratie und der Digitalisierung von Standardprozessen so viel schwerer als andere Staaten im direkten Umfeld in Europa, aber auch im globalen Wettbewerb. Das liegt per se nicht an „dieser“ Regierung, sondern durchzieht die Gesetzgebung der letzten Jahrzehnte. Während andere EU-Mitgliedsstaaten europäische Initiativen pragmatisch umsetzen, schaffen wir immer neue Bürokratiemonster mit enormem Verwaltungsaufwand. Je komplizierter die Anforderungen, umso komplexer und fehleranfälliger werden die Umsetzungsalgorithmen. Möchte man dann immer die Maßanfertigung und zusätzlich auch noch neue Innovationen ausprobieren, scheitern die Maßnahmen schon in der Projektierung. In viel zu kurz geplanten Einführungsphasen, zu wenig Iterationszyklen und zu langatmigen Anpassungen verspielen wir die Grundlage unserer Marktwirtschaft und damit auch der Basis unserer demokratischen Grundordnung.
Der staatliche Überbau, alle Stufen der öffentlichen Verwaltung und Führungsleitbilder im öffentlichen Dienst müssen sich den Herausforderungen einer agilen und hochfrequenten Wirtschaft anpassen. Die Veränderungen in Unternehmen und Märkten müssen auch in der Verwaltung gespiegelt werden. Es fehlt ein umfassendes Change-Management bei all diesen großen Transformationsprojekten und scheitern, weil genau diese Kompetenzen durch Interessensverträge auf Sachlage belegt sind. Stattdessen erleben wir politische Rhetorik aller Parteien, große visionäre Pläne ohne umsetzbare Praxiskompetenz und beobachten unsere Nachbarn beim Überholen. Zu allem Überfluss fahren wir mit unserem TÜV-überfälligen „BRD“ auf der linken Spur der Autobahn, mit dem Selbstbewusstsein, die anderen müssten nur zur Seite fahren, um unsere Geschwindigkeit nur bewundern zu können. Über die, die uns rechts überholen, schimpfen wir und verteufeln Innovationen, die andere längst nutzen, wir aber nicht in der Lage waren, umzusetzen.
So nutzen andere Nationen nicht nur Digitaltools in der Kommunikation mit ihren Bürgerinnen und Bürgern viel intelligenter und verschlanken damit die Verwaltung kostensenkend, sondern längst auch nachhaltige Energie- und Verkehrskonzepte. Es fehlt an Konzepten für den längst überfälligen Umbau des Sozialstaats, für dessen Reform alle Verantwortlichen den schwarzen Peter zwischen den Akteuren im Föderalismus hin und her schieben. Statt „wer“ wäre das „wie“ viel produktiver.
Das kann man betrauern. Man kann auf die Regierung schimpfen – wahlweise auf die vorherige oder die aktuelle. Man kann Klimaaktivisten und Gender-Promoter öffentlich ächten. Als Führungskraft wissen wir aber doch, dass es immer nur zwei wirkliche Alternativen gibt: „ertragen“ oder „ändern“. Wenn wir es also leid sind, all das zu ertragen, warum fangen wir nicht an, zu ändern. Vielleicht zunächst uns und destruktives Gedankengut. „Dagegen“ ändert nichts. Die Frage, die sich jeder selbst stellen muss, lautet doch „Was kann ich tun, um einen Beitrag für eine aktive Verbesserung zu schaffen?“.
Was kannst DU tun – und wann fängst du damit an? Erzähle davon und motiviere andere, deinem Beispiel zu folgen. Es ist unser Land, unsere Zukunft, unsere Heimat, unsere Kultur – und „uns“ sind wir alle, die hier leben, aus aller Welt, Geschlechter-, Herkunfts- und Religions-gleichberechtigt. Lasst euch nicht von Bürokratie entmutigen, sondern lasst sie uns gemeinsam mit Lösungsvorschlägen verbessern, mit allen demokratischen Mitteln im Rahmen unserer Rechte und Pflichten.
Dein Ensider:Team
(Autor: Markus Vogelbacher)