FILM WIRD IMMER GRÜN(ER) - UND VIELLEICHT SYSTEMRELEVANT

FILM WIRD IMMER GRÜN(ER) - UND VIELLEICHT SYSTEMRELEVANT

Mit der Übernahme des BKM durch Claudia Roth von den Grünen verändert sich auch der Fokus in der Filmbranche: Nachhaltigkeit rückt verstärkt in den Vordergrund. Zudem lassen die Ankündigungen im Koalitionsvertrag hoffen, dass die akuten Probleme kurzfristig angegangen werden, Stichwort: Rechtssicherheit bei Koproduktionen. Die aktuellen Entwicklungen bei der Pandemie-Bekämpfung zeigen aber, dass die Filmkultur nicht als systemrelevant eingestuft wird.
Die neue Konstellation könnte diesen Trend weiter vorantreiben – oder gezielt gegensteuern.

Wie einst von der Regierung Gerhard Schröders eingeführt, ist das BKM noch immer im Kanzleramt angedockt – und noch immer ohne eigenes Ministerium. Ein möglicher Konflikt scheint somit vorgezeichnet, stellt doch die SPD den Kanzler. Für die Filmbranche könnte dieser Konflikt allerdings durchaus förderlich werden und Wichtiges vorantreiben. So färbt nicht nur Claudia Roth als neue Kulturstaatsministerin ihr Ressort grün, auch das Wirtschaftsministerium liegt bei den Grünen. Was bedeutet dies konkret für die Filmbranche? Gerade die FDP hatte Förderungen jeder Art immer wieder kritisch bewertet. Durch die Ressortverteilung dürften die Filmförderungen im Volumen erhalten bleiben, auch wenn sie sich jetzt verstärkt an echter Nachhaltigkeit orientieren müssen – und zurecht unbedingt sollten. 

Das letzte „Forum der Filmwirtschaft“ Ende November stand unter dem Motto „Nachhaltig, fair und ehrlich“ - und traf damit exakt den Zeitgeist. Der Finanzmarkt fasst das Thema unter ESG, also environmental, social, governance, zusammen. Denn: Echte Nachhaltigkeit braucht mehr als Konzepte, es setzt echtes, professionelles Management voraus. 

Doch wie könnte eine nachhaltig ausgerichtete Filmproduktion aussehen? Antworten auf ressourcensparende Förderpolitik und möglichst ressourcenschonende Produktionsmethoden in der Filmherstellung gibt der Arbeitskreis „Green Shooting“ der MFG Baden-Württemberg. Zahlreiche Branchenvertreter aus der Filmwirtschaft haben sich hier gefunden und zusammengeschlossen, um einen organisatorischen Anker zu bilden und der Branche eine starke Stimme in der Öffentlichkeit zu geben. Umweltschutz und Klimabewusstsein sind jedoch nicht die einzigen Maßstäbe für Nachhaltigkeit. Auch hier war die MFG Vorreiter, als sie eine nachhaltige Beschäftigung bei Filmproduktionen als Förderbedingung voraussetzte.

Eine angemessene Vergütung wurde für Künstler*innen bereits gesetzlich verankert. Durch das Bündnis der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender mit projektbezogenen Beschäftigten stehen auch betriebliche Sozialleistungen flächendeckend zur Verfügung. Personalentwicklung, Aus- und Weiterbildung sowie Tariftreue sind wichtige Eckpfeiler der Sozialkonzepte, die bereits heute von einzelnen Filmförderungen verlangt und von vielen Produktionsunternehmen entsprechend angeboten werden. 

Werthaltig werden all diese Konzepte nur durch eine erfolgreiche Implementierung, durch ein entsprechendes Management und letztlich auch durch Kontrolle. Das alles setzt systemisches Compliance und Risiko-Management voraus. Doch solange keine technologischen Systeme genutzt werden, müssen sich in den nächsten Jahren die Production Executives gezielt mit Richtlinien auseinandersetzen, um diese kompetent umsetzen zu können. 

Dein Ensider:Team

Bild:  ©Bokskapet | pixabay

Zurück zum Blog