Bei den amerikanischen Streiks hat sich die Angst der Kreativbranche vor Auswirkungen künstlicher Intelligenz in einem knallharten, Existenzen bedrohenden Arbeitskampf niedergeschlagen. Nach einer Umfrage von Variety hat sich die Anzahl der US-Filmschaffenden mit großen Bedenken bezüglich der Auswirkungen von KI auf ihren Job von 8% im Juni auf 14% im September 2023 nahezu verdoppelt. Dabei bot und bietet neue Technologie für unsere Branche viele Vorteile. Innovationen ermöglichen neue Wertschöpfungen und sorgen für Attraktivität auf den Kapitalmarkt. Lästige und langweilige Prozesse können automatisiert werden, sodass unsere Jobs attraktiver für Berufseinsteiger sind. IT-Lösungen aus Deutschland bzw. mit hoher Fachkompetenz in neuen Anwendungen stärken den Standort Deutschland insgesamt. Dennoch: Einige Arbeitsfelder sind bedroht. Es lohnt sich, jetzt genau hinzusehen, was KI inzwischen leisten und abdecken kann.
Einfache KI-Tools wie ChatGPT sind wohl längst in allen Bereichen angekommen. Man hört von Schauspieler*innen, die sich Rollenprofile auf Drehbuchbasis erstellen lassen, um eine konkretere Vorstellung des Ensembles zu bekommen, und von Drehbuchautor*innen, die sich neue Ansätze und Impulse zusätzlich zu bewährten Methoden holen. Gerade in der Ideenfindung und in der Administration von Abläufen sind KI-Tools etabliert - und das innerhalb weniger Monate. Noch vor einem Jahr kannte kaum jemand einen praktischen Anwendungsfall für künstliche Intelligenz.
Gleichzeitig ist die KI bisher an vielen komplexen Anforderungen gescheitert: Text to Video, also echte Handlungsszenen auf Drehbuchbasis ordentlich zu visualisieren, klappt bisher eher schlecht. Generell ist der Versuch, die Kreativität des Menschen zu ersetzen, oftmals gescheitert, auch wenn die bisherigen Ergebnisse natürlich durchaus beachtlich sind.
Statistik und große Datenmengen zu verarbeiten und auf dieser Basis zu entscheiden, fällt uns allerdings sehr schwer. Hier haben die neuartigen Algorithmen einen großen Vorteil. Auch die Abarbeitung großer, ähnlicher, aber nicht gleicher Abläufe zur Datenverarbeitung funktioniert.
Zuverlässige Tools: Hier lohnt es sich, genauer hinzusehen
Gerade zur Optimierung von Workflows fallen zwei Tools auf: IFTTT (If This Then That) und, noch bekannter, Zapier. Beide Tools automatisieren Abläufe mit zuverlässigen Ergebnissen. Außerdem bieten sie einen Zusatznutzen, nämlich das Erlernen guter KI-Aufträge, sogenannter Prompts. Gerade bei ChatGPT 4 sollten die Anweisungen für gute Ergebnisse spezifischer formuliert sein.
Eine aktuelle McKinsey Studie identifiziert übrigens 53% Automationspotenzial auf Basis von KI in der Verwaltung der Kreativwirtschaft.
Adobe Firefly bietet im Bereich der generativen KI, zum Beispiel bei Photoshop, weit verbreitete Anwendungen, um beispielsweise freigestellte Elemente in neuer Umgebung einzusetzen.
Kress hat eine Spezialausgabe zum Thema „Künstliche Intelligenz: Trends und Tools aus USA“ für den Einsatz in Redaktionen veröffentlicht. Für den Einstieg empfehlen die Autor*innen, mit Experimenten zu beginnen, um dadurch den Anfangsimpuls für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu geben: „…wenn Journalisten KI einsetzen, um sich von zeitraubenden Aufgaben zu entlasten, könnte das doch Zeiträume schaffen, die sie für Experimente nutzen könnten.“ Ein interessanter Ansatz, der sicherlich auf die gesamte Kreativwirtschaft zu übertragen ist. Die Lektüre des kress pro Dossiers ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Weitere Tools, die man kennen sollte
Drehbuch: ChatGPT (OpenAI), Drama tron (DeepMind), NovelAI, Sudowrite
Dreh-Vorbereitung: Text: ChatGPT (OpenAI); 2D Image: DALL-E 2 (OpenAI), Stable Diffusion (Stability AI), Midjourney, Make-A-Scene (Meta);
3D Models: GauGAN, StyleGAN (NVIDIA), DreamFusion (Google)
Produktion: Text-to-Video: Gen-2 (Runway), Make-A-Video (Meta),
Imagen Video (Google), Phenaki (Google); Image-to-Video: Wombo;
Video-to-Video (Avatars): Soul Machines, AI Foundation, Synthesia
Postproduktion: Gen-1 (Runway), Vanity (MARZ); Vanity (MARZ),
Gen-1 (Runway), Metaphysic, Flawless; Respeecher, Deepdub, Resemble AI, Papercup, MARVEL.ai (Veritone), VALL-E (Microsoft)
Berichtet uns über eure Erfahrungen mit KI und generativer KI bei LinkedIn!
Dein Ensider:Team
(Autor: Markus Vogelbacher, Foto: IFP)